Landtagsarchitekt im Interview: "Wir wollten ein fröhliches Haus"

03.06.2013 - Wer heute durch den nordrhein-westfälischen Landtag läuft, kann kaum glauben, dass hier vor gut 25 Jahren noch Schiffe ankerten: Quasi aus dem Hafenbecken heraus konzipierte der Architekt Fritz Eller damals den Neubau des Parlaments.

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Landtagsarchitekt im Interview: "Wir wollten ein fröhliches Haus"

Wer heute durch den nordrhein-westfälischen Landtag läuft, kann kaum glauben, dass hier vor gut 25 Jahren noch Schiffe ankerten. Quasi aus dem Hafenbecken heraus konzipierte der Architekt Fritz Eller damals den Neubau des Parlaments.

Ein Rundgang durchs Gebäude - für den geistigen Vater auch heute, ein Vierteljahrhundert nach der Eröffnung immer noch etwas Besonderes.

Fritz Eller, Architekt des Landtags:
"Ja es ist immer noch ein große Freude und Genugtuung. Nicht nur in den Erinnerungen sondern auch, dass das Haus selbst sich im Hause so wohlfühlt und alles tut um das Haus so pfleglich zu behandeln als wäre es mein eigenes."

Ein Parlament baut man nicht alle Tage. Wie ist es, Architekt des Landtags zu sein?

Fritz Eller, Architekt des Landtags:
"Man fängt nicht an mit den ersten Strichen, indem man sagt, ich möchte gerne Architekt des Landtags werden. Sondern die erste Frage ist eigentlich: Was ist das? Was ist zu machen? Welche Idee steckt denn in dieser Aufgabe und wie kann man denn die herausfiltern, damit wir auch eine Antwort geben können. Denn Architektur heißt ja immer, Antwort geben auf Fragen, die gar nicht gestellt sind."

Alles beginnt also mit einer Idee. Und welches Konzept steckt hinter dem Landtagsgebäude?

Fritz Eller, Architekt des Landtags:
"Im Programm stand, wir wollen einen Plenarsaal haben mit runder Bestuhlung. Und für einen Architekten war das ein Ausdruck: Hier ist ein Gremium gemeint, dass miteinander sprechen will und ringen will um den besten Weg. Und es geht gar nicht darum wer da vorne oder hinten sitzt, sondern wir alle zusammen miteinander. Dass hat uns so total überzeugt, dass wir gesagt haben, wenn das für den Plenarsaal so ist, dann muss es für die Fraktionssäle erst recht so sein.

Unabhängig von seiner Form besteht der Landtag aus viel Glas. Welche Rolle spielte das in Ihrer Planung?

Fritz Eller, Architekt des Landtags:
"Wir wollten unbedingt einen Plenarsaal mit Tageslicht und Außenbezug haben. Also nicht abgeschlossen für sich, sondern Teil eines Ganzen. Man blickt aus dem Plenarsaal hinaus in die niederrheinische Ebene und kann den Rhein verfolgen oder die Stadt Düsseldorf sehen. Und damit ist er mit eingebaut in das tägliche Leben."

Der Landtag ist das Haus der Menschen in NRW. Wie haben Sie das in Ihrem Konzept aufgegriffen?

Fritz Eller, Architekt des Landtags:
"Wir haben schon ein Modell versucht zu bauen. Dann war für uns die Frage: Wo bleibt eigentlich der Bürger in dem ganzen Haus? Soll das wie ein bessarabischer Kerker sein mit einem Eingang, wo sonst keiner rein darf. Das war nicht unsere Idee. Wir wollten ein fröhliches, offenes, für jeden zu verstehendes Haus. Und da kam uns die freche Idee: Wir bauen eine große Bürgerhalle, die sozusagen trägt, was sie gewählt hat."

Welche Besonderheiten bringt das Landtagsgebäude ansonsten noch mit sich?

Fritz Eller, Architekt des Landtags:
"Neben dem Haus steht ein Fernmeldeturm. Wir haben zufällig ein Haus, das auch von oben gesehen wird. Und da kam uns zugute, dass mit dem großen Plenarsaal ja eine Konstruktion erforderlich war, die diesen Plenarsaal überdeckt. Wir haben eine Stahlkonstruktion gewählt, die sternförmig diesen Raum überspannt. Der längste Träger, der ungefähr siebeneinhalb Meter hoch ist, ist 70 Meter lang. Man kann sich also vorstellen, dass wenn man von oben nach unten blickt, dies wiederum das sichtbarste Zeichen des Hauses ist . Dieser Stern, der mit jetartigen Lichtkuppeln das Wesentliche dieses Hauses; auch von oben seine formalen Geheimnisse preisgibt."

Beim Gebäudebau gab es viele Herausforderungen: So auch die unter dem Rheinpegel liegende Tiefgarage. Wie hat das funktioniert?

Fritz Eller, Architekt des Landtags:
"Das klingt erst ganz klar und einfach. Wenn man sich aber vorstellt es ist ungefähr ein Betonschiff 200 Meter lang, 100 Meter breit, das da im Wasser schwimmt. Im Wasser schwimmt, das heißt, das muss von außen her dicht sein - und ein solches Bauwerk kann man nicht in einem Stück gießen. Also muss in Teile - es sind sechs große Teile - zerlegt werden. Und damit diese Nahtstellen dicht bleiben, sind da Kunststoffschläuche eingelegt worden und Gummibänder eingelegt worden. Die Kunststoffschläuche für den Fall wenn es irgendwo undicht ist, hätte man das mit Kunststoff ausbessern müssen, damit es dicht ist. Hat aber alles funktioniert. Die sechs Teile schwimmen jetzt sozusagen gemeinsam im Grundwasser des daneben liegenden Rheins."

 

Herausgeberin
Die Präsidentin des Landtags
Carina Gödecke

Platz des Landtags 1
40221 Düsseldorf

Redaktion & Produktion
Daniela Braun

Mit freundlicher Unterstützung der STRABAG AG, Köln

Inhaltlich Verantwortlicher (§ 10 Absatz 3 MDStV)
Dr. Florian Melchert

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