Europäischer Auswärtiger Dienst
Der Europäische Auswärtige Dienst (englisch European External Action Service, EEAS) wurde mit dem Vertrag von Lissabon eingeführt. Er ist eine vom Rat und von der Kommission unabhängige, eigenständige Institution, die aus einer Zentrale in Brüssel und über 140 Delegationen in Drittländern sowie bei internationalen Organisationen besteht. Der EAD pflegt die diplomatischen Beziehungen der EU zur übrigen Welt. Er soll die europäische Außenpolitik kohärenter und wirksamer machen. Hierdurch soll der internationale Einfluss der EU und ihrer Mitgliedsstaaten gestärkt werden. Der EAD wird geleitet durch den Hohen Vertreter für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (S. Hoher Vertreter).
EFRE (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung)
Der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) ist einer der fünf Strukturfonds (s. Strukturpolitik) der Europäischen Union und eines der wichtigsten Finanzierungsinstrumente der europäischen Kohäsionspolitik. Er wurde 1975 eingerichtet, um die Unterschiede im Entwicklungsstand der verschiedenen Regionen der Union zu mindern und die Lebensbedingungen in den strukturschwächsten Regionen zu verbessern. Mit dem EFRE werden zwei Hauptziele verfolgt. Erstens sollen Investitionen für Wachstum und Arbeitsplätze generiert werden und zweitens soll die europäische territoriale Zusammenarbeit gestärkt werden. Für den Zeitraum 2021-2027 wurden auf europäischer Ebene fünf politische Ziele für den EFRE, den ESF+ und den Kohäsionsfonds festgelegt, darunter ein grüneres, CO2-armes Europa sowie ein stärker vernetztes Europa. In der laufenden Förderperiode 2021-2027 erhält Nordrhein-Westfalen rund 1,3 Milliarden EUR aus dem EFRE.
EGKS (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl)
Die auch „Montanunion“ genannte EGKS gilt als der Ursprung der heutigen Europäischen Union. Nur fünf Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges war es das Ziel der Regierungen sechs europäischer Länder (Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg), zukünftige Kriege durch die wirtschaftliche Verbindung zu verhindern. In der Rede, in der der damalige französische Außenminister Robert Schuman die EGKS vorschlug, sagte er, dass durch die Solidarität der Produktion der Materialien, die Grundstock der Waffenproduktion waren, ein Krieg zwischen Deutschland und Frankreich „materiell unmöglich“ werden solle. Durch die Übertragung der Kompetenzen auf eine von den Mitgliedsstaaten unabhängige Behörde wurde die erste supranationale Organisation geschaffen, die sich zu den Institutionen der Europäischen Union, die wir heute kennen, weiterentwickelt hat.
EGV (Vertrag zur Gründung der EG)
Der Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft ist der Vorgänger des AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union; in Kraft getreten mit dem Vertrag von Lissabon). Ursprünglich handelt es sich beim EGV um den EWG-Vertrag (siehe „EWG“), der jedoch durch den Vertrag von Maastricht umbenannt und geändert wurde.
EMK (Europaministerkonferenz)
In der Europaministerkonferenz sind die jeweiligen, für Europa zuständigen Ministerinnen bzw. Minister der deutschen Bundesländer vertreten. Eingerichtet wurde die EMK 1992, um die Zusammenarbeit der deutschen Länder in Europa-Fragen koordinieren zu können. Außerdem ist es Aufgabe der EMK, die Interessen der Länder in Europaangelegenheiten gegenüber den Organen des Bundes und der Europäischen Union zu vertreten. Die Europaministerkonferenz tagt dreimal im Jahr. Der Vorsitz wechselt jährlich.
EPZ (Europäische Politische Zusammenarbeit)
Unter dem Begriff der Europäischen Politischen Zusammenarbeit wurde die Kooperation der Mitgliedsstaaten der EG seit den 1970er-Jahren, besonders in der Außenpolitik, bezeichnet. Mit dem Vertrag von Maastricht wurde die EPZ vor allem durch die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der Europäischen Gemeinschaft abgelöst.
Erasmus+
Erasmus ist das Hochschulprogramm der Europäischen Union. Seit 1987 fördert es mit Stipendien und finanziellen Zuschüssen die grenzüberschreitende Mobilität von Studierenden, Dozenten und weiterem Hochschulpersonal. Die Europäischen Bildungsprogramme sind 2014 unter den Bezeichnung Erasmus+ neu gestaltet worden. Bis 2020 stehen 14,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Das auf sieben Jahre ausgelegte Programm soll Kompetenzen und Beschäftigungsfähigkeit verbessern sowie dazu beitragen, die Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung und der Jugendarbeit zu modernisieren. Das Programm erstreckt sich auf folgende Bereiche: allgemeine und berufliche Bildung auf allen Ebenen im Sinne des lebenslangen Lernens, einschließlich Schulbildung (Comenius), Hochschulbildung (Erasmus), internationale Hochschulbildung (Erasmus Mundus), berufliche Aus- und Weiterbildung (Leonardo da Vinci) und Erwachsenenbildung (Grundtvig).
ESF+ (Europäischer Sozialfonds+)
Der Europäische Sozialfonds+ ist das wichtigste Instrument der EU für die Förderung von Beschäftigung, Bildung, Inklusion und Integration. Mit einem Budget von fast 99,3 Milliarden EUR für den Zeitraum 2021-2027 leistet der Fonds einen wichtigen Beitrag zu politischen Maßnahmen und Reformen in den Bereichen Beschäftigung, Soziales, Bildung und Qualifikationen. Er soll auch zur wirtschaftlichen und sozialen Erholung der EU nach der Coronavirus-Krise beitragen. Als Teil der Kohäsionspolitik soll der ESF+ den wirtschaftlichen, territorialen und sozialen Zusammenhalt in der EU stärken. Das Fördervolumen für NRW beläuft sich auf 680 Millionen EUR; diese bestehen aus 560 Mio. Euro aus dem ESF+, hinzu kommen noch rund 120 Millionen aus dem JTF (s. „JTF, Just Transition Fund“) sowie Landesmittel. Die Förderthemen für NRW sind Arbeit, Integration und Inklusion.
EuGH (Gerichtshof der Europäischen Union)
Der Gerichtshof mit Sitz in Luxemburg (bestehend aus dem Europäischen Gerichtshof, dem Europäischen Gericht und dem Gericht für den öffentlichen Dienst der EU) ist das Rechtsprechungsorgan der Europäischen Union. Er hat zur Aufgabe, das rechtmäßige Handeln der EU-Organe zu überprüfen, die einheitliche Erfüllung der Vertragspflichten durch die EU-Mitgliedsstaaten zu überwachen und auf Ersuchen nationaler Gerichte das Recht der Europäischen Union auszulegen. Der Europäische Gerichtshof ist nicht zu verwechseln mit dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz in Straßburg. Dieser wacht über die Einhaltung der Europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten und ist kein Organ der Europäischen Union.
Euratom/EAG
Mit "Euratom" wird die Europäische Atomgemeinschaft (EAG) bezeichnet, die im Jahr 1957 durch die Römischen Verträge von Frankreich, Italien, den Beneluxstaaten und Deutschland gegründet wurde. Die Organisation mit Sitz in Brüssel ist in die Europäische Union integriert und hat zum Ziel, die Atomprogramme der Mitgliedsstaaten zu koordinieren.
Euregios
Euregios (Europaregionen) sind grenzüberschreitende Zusammenschlüsse von Städten, Gemeinden und Kreisen in Grenzregionen. So ist beispielsweise für Kommunen in Nordrhein-Westfalen die Zusammenarbeit mit westlichen Nachbarstädten in Belgien und den Niederlanden von besonderer Bedeutung. Bereits 1958 gründeten nordrhein-westfälische und niederländische Gemeinden und Landkreise die erste Euregio mit Sitz in Gronau/Westfalen (auch EUREGIO genannt). Heute gibt es insgesamt fünf für Nordrhein-Westfalen bedeutende Euregios (EUREGIO, Euregio Rhein-Waal, Euregio Rhein-Mass Nord, Euregio Maas-Rhein und Ems-Dollart-Region).
EuRH (Europäischer Rechnungshof)
Der Rechnungshof der EU, auch „Hüter der EU-Finanzen“ genannt, hat seinen Sitz in Luxemburg. Der EuRH vertritt seit seiner Gründung im Jahr 1977 als unabhängige externe Rechnungsprüfstelle die Interessen der europäischen Steuerzahler. Zusammengesetzt ist der EuRH aus je einem Mitglied aus jedem der Mitgliedsländer. Zu den Aufgaben gehört die Kontrolle der ordnungsgemäßen Erhebung und Verwendung der EU-Mittel und die Verbesserung des Finanzmanagements der EU. Der EuRH hat selbst keine rechtlichen Untersuchungsbefugnisse, meldet aber mögliche Fälle von Betrug oder Korruption an das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung oder die Europäische Staatsanwaltschaft.
Europa 2020
Europa 2020 steht für die europäische Wachstumsstrategie, auf die sich Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten verständigt haben. Die Strategie hat zum Ziel, „ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“ in der Europäischen Union zu schaffen. Intelligent durch wirksamere Investitionen in Bildung, Forschung und Innovation; nachhaltig durch eine Ausrichtung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft; integrativ durch die vorrangige Schaffung von Arbeitsplätzen und die Bekämpfung von Armut.
Europäische Kommission
Die Kommission mit Sitz in Brüssel ist das ausführende Organ der Europäischen Union. Sie hat unter Leitung ihres Präsidenten weitreichende Initiativ-, Ausführungs- und Kontrollbefugnisse. So kann sie Entwürfe zu europäischen Rechtsakten ausarbeiten, ist gemeinsam mit dem Europäischen Parlament an der Haushaltsgesetzgebung beteiligt und wacht über die Einhaltung sowie Umsetzung des europäischen Rechts durch die Mitgliedstaaten. Die Kommission setzt sich aus 27 Kommissarinnen und Kommissaren zusammen, die für jeweils ein Themenfeld zuständig sind. Das Kollegium der Kommissionsmitglieder trifft Beschlüsse gemeinsam und ist gegenüber dem Europäischen Parlament gemeinsam verantwortlich. Die Mitglieder und der Präsident der Kommission werden von den nationalen Regierungen der Mitgliedsstaaten nominiert und nach Anhörungen durch das Europäische Parlament für fünf Jahre ernannt.
Europäischer Bürgerbeauftragter
An den Europäischen Bürgerbeauftragten in Straßburg können sich alle Bürgerinnen und Bürger wenden, die sich über Missstände in den Organen und Einrichtungen der Europäischen Union beschweren wollen. Auch Unternehmen und Organisationen können Beschwerden äußern. Der Bürgerbeauftragte geht diesen Beschwerden nach und kann auch aus eigener Initiative Missstände in den Behörden der EU untersuchen. Im Kontakt mit den jeweiligen Behörden sucht er nach Lösungen, kann Handlungsempfehlungen abgeben und Sonderberichte an das Europäische Parlament verfassen. Der Bürgerbeauftragte wird durch das Europäische Parlament gewählt.
Europäischer Rat
Der Europäische Rat mit Sitz in Brüssel ist die Versammlung der Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Mitgliedstaaten. Diese tagen gemeinsam mit dem Präsidenten der Europäischen Kommission, um die politischen Leitlinien der EU zu beschließen. Für jeweils zweieinhalb Jahre wählen die Mitglieder einen Präsidenten des Europäischen Rates, der die inhaltliche Kontinuität der Ratsarbeit wahren soll und den Rat nach außen vertritt. Aktuell ist Donald Tusk Präsident des Europäischen Rats. Der Europäische Rat ist nicht zu verwechseln mit dem Rat der Europäischen Union, in dem die Fachministerinnen und Fachminister der 27 Regierungen Entscheidungen zu europapolitisch bedeutenden Ressortfragen treffen.
Europäisches Semester
Das europäische Semester ist ein Koordinierungsinstrument der europäischen Finanz- und Wirtschaftspolitik, das 2011 zum ersten Mal angewendet wurde. Das Semester erstreckt sich über die ersten sechs Monate eines Jahres, und in dessen Verlauf sollen die EU-Mitgliedstaaten ihre Wirtschafts- und Fiskalpolitik aufeinander abstimmen. Das Semester ermöglicht einen ständigen Austausch zwischen der Kommission und den nationalen Regierungen über die Haushaltsplanung. Ziele des Europäischen Semesters sind es, drohende Verstöße gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt zu verhindern und den Zielen der „Strategie Europa 2020“ näher zu kommen.
Europäisches Parlament
Das Europäische Parlament ist die Stimme der rund 450 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Europa. Alle fünf Jahre entscheiden die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger in allgemeinen, freien und direkten Wahlen, welche Abgeordneten in der Volksvertretung sitzen. Das Parlament hat die gesetzgebende Gewalt, kontrolliert die Europäische Kommission und entscheidet über den Haushalt der Europäischen Union. Aktuell hat das Parlament 705 Sitze, davon 96 Abgeordnete aus Deutschland. 19 Mitglieder kommen aus NRW.
Europarat
Der Europarat mit Sitz in Straßburg (Frankreich) ist kein Organ der Europäischen Union und nicht zu verwechseln mit dem Europäischen Rat (Versammlung der Staats- und Regierungschefs) und dem Rat der Europäischen Union (Ministerrat). Der Europarat ist eine eigenständige Organisation mit 46 europäischen Mitgliedsstaaten (nach dem Ausschluss Russlands). Seit 1949 setzt er sich für die Wahrung und Entwicklung demokratischer Prinzipien, der Rechtsstaatlichkeit und für den Schutz der Menschenrechte in Europa ein. Die Parlamente der Mitgliedstaaten entsenden Vertreterinnen und Vertreter in die Vollversammlung. Dort ist die Bundesrepublik Deutschland mit 18 Mitgliedern vertreten.
Europe Direct
Um den Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern auf lokaler Ebene zu verbessern, hat die Europäische Union ein Informationsnetzwerk eingerichtet. In ganz Europa helfen 480 Informationsstellen den Bürgerinnen und Bürgern bei Fragen zur Europäischen Union. Sie informieren über die allgemeine Arbeitsweise der Europäischen Union und geben in allen Amtssprachen Auskunft beispielsweise über Förderprogramme und Mitwirkungsmöglichkeiten. In Nordrhein-Westfalen gibt es, neben dem Büro der Kommissionsvertretung in Bonn, elf Informationszentren: Aachen, Bocholt, Detmold, Dortmund, Duisburg, Essen, Gütersloh, Hagen, Köln, Neuss und Steinfurt.
EUV (Vertrag über die Europäische Union)
Siehe "Vertrag von Maastricht".
EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft)
Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft wurde 1957 in Rom durch Frankreich, Italien, die Beneluxstaaten und Deutschland gegründet. Zum Ziel hatte die EWG den Aufbau eines gemeinsamen Wirtschaftsmarktes, die Verbesserung der Lebensbedingungen in Europa, die Förderung einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik und die Verbesserung der Zusammenarbeit mit anderen Staaten. Später wurde die EWG durch den Vertrag von Maastricht in EG (Europäische Gemeinschaft) umbenannt und Teil der EG im Drei-Säulen-Modell. Die EG ist im Jahr 2009 mit dem Vertrag von Lissabon in der Europäischen Union aufgegangen.
EWSA (Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss)
Der Wirtschafts- und Sozialausschuss berät die Europäische Union als Gremium in Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Er setzt sich zusammen aus 344 Mitgliedern, die für vier Jahre vom Ministerrat ernannt werden und Interessengruppen wie Gewerkschaften und Arbeitgeber sowie spezifische Berufsgruppen (beispielsweise Landwirte und Freiberufler) vertreten. Der Ausschuss hat seine Arbeit 1957 mit den Römischen Verträgen zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft aufgenommen. Für die Bundesrepublik Deutschland sitzen 24 Mitglieder im Ausschuss. Die Zahl der Mitglieder berechnet sich nach der Einwohnerzahl des jeweiligen Landes.
EZB (Europäische Zentralbank)
Die Europäische Zentralbank mit Sitz in Frankfurt am Main sorgt als unabhängige Bank für die Preisstabilität der europäischen Gemeinschaftswährung Euro. Sie ist für die Währungspolitik der Europäischen Union verantwortlich und hat zur Aufgabe, über die Festlegung des Leitzinses für den Euro das Inflationsrisiko zu minimieren. Präsident der 1998 gegründeten Zentralbank ist seit 2019 Christine Lagarde aus Frankreich.