05.11.2024

Parlamentsgespräch "35 Jahre Mauerfall"

Der Fall der Berliner Mauer jährt sich am 9. November zum 35. Mal. Die DDR, die alte BRD und auch die deutsche Teilung gibt es nicht mehr. Deutschland ist wiedervereint – gesellschaftliche Konfliktlinien sind aber noch immer vorhanden. Das Parlamentsgespräch zum 35. Jahrestag des Mauerfalls beleuchtete das Verhältnis zwischen Ost und West und wie weit Deutschland zusammengewachsen ist.

Wie fällt die Bilanz nach knapp 35 Jahren Einheit aus? Wie denken die Menschen in West- und Ostdeutschland? Diese und weitere Fragen wurden beim Parlamentsgespräch zu "35 Jahren Mauerfall" debattiert.

Wie fällt die Bilanz nach knapp 35 Jahren Einheit aus? Wie denken die Menschen in West- und Ostdeutschland? Was sagen die Ergebnisse der drei Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg über den Zustand der Gesellschaft aus? 
Auf Einladung von Präsident André Kuper diskutierten darüber Christine Lieberknecht (Thüringer Ministerpräsidentin a.D.), Dr. Kai Unzicker (Senior Project Manager Demokratie und Zusammenhalt, Bertelsmann Stiftung) und die in Erfurt geborene Christina von Below (Journalistin und Redakteurin WDR-Studio Düsseldorf) im Landtag. 

Der Präsident des Landtags begrüßte rund 150 Gäste und sagte: „Der Mut der Menschen in der DDR, die Montagsdemonstrationen, die Friedensgottesdienste und der Wille zur Freiheit und zur Demokratie waren Gründe für den Fall der Mauer. Das Leben der Menschen in den ostdeutschen Bundesländern hat sich danach radikal verändert. Die Lebenssicherheit im Westen war nicht auf die gleiche Probe gestellt wie in Thüringen, Sachsen oder Brandenburg. Daran sollten wir uns erinnern, wenn wir Wahlergebnisse und den Zustand der Gesellschaft erklären wollen.“

Der Fokus der anschließenden Talkrunde lag insbesondere auf dem gesellschaftlichen und politischen Zustand Ostdeutschlands. 
Kai Unzicker fasste seine Sicht zusammen: „35 Jahre nach dem Mauerfall fehlt uns immer noch eine gemeinsame Geschichte der deutschen Einheit. Im Osten erzählen die Menschen von der friedlichen Revolution und den Brüchen der Nachwendezeit; im Westen erinnern sie sich an den Sieg im Systemwettstreit und die finanziellen Lasten der Einheit."

Die ehemalige Thüringer Ministerpräsidentin, Christine Lieberknecht, sagte: „Dass am 9. November 1989 die Berliner Mauer ohne Blutvergießen friedlich gefallen und Deutschland seit 1990 wiedervereint ist, war nicht selbstverständlich. Dankbare Freude über damals gelungene deutsche und europäische Geschichte geben mir für die Lösung unserer heutigen Probleme Mut und Zuversicht.“

Christina von Below resümierte: „Nicht die Aufteilung in Ost oder West spaltet unsere Gesellschaft, sondern die zunehmende politische Entwicklung. Unsere Lebensgeschichten zeigen: Wir sind längst zusammengewachsen. Der Düsseldorfer, der sich in Leipzig verliebt hat und dort mit drei Kindern lebt. Oder die Thüringerin, die im Rheinland ihre wahre Heimat sieht. Von diesen Geschichten möchte ich mehr hören!“

Zur Reihe „Parlamentsgespräche“ lädt der Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen, André Kuper, regelmäßig ein. Themen waren unter anderem bereits der Wert der Demokratie, die US-Wahlen und der Krieg in der Ukraine.

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