Präsentation und Übergabe der Sonderbriefmarke „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

15.02.2021 - Das Jahr 2021 steht im Zeichen eines ganz besonderen Jubiläums: Seit mindestens 1.700 Jahren leben Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Anlässlich des Jubiläums hat das Bundesfinanzministerium eine Sonderbriefmarke ausgegeben, die Mitte Februar in einer Feierstunde im Landtag Nordrhein-Westfalen übergeben wurde.

Videoscript

Präsentation und Übergabe der Sonderbriefmarke „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

Off-Stimme: 

Das Jahr 2021 steht im Zeichen eines ganz besonderen Jubiläums: Seit mindestens 1700 Jahren leben Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. 

Im bundesweiten Festjahr soll mit mehr als 1.000 Veranstaltungen und Begegnungen „Jüdisches Leben heute“ sichtbar und erlebbar gemacht werden.

Anlässlich des Jubiläums hat das Bundesfinanzministerium zudem eine Sonderbriefmarke ausgegeben, die Mitte Februar in einer Feierstunde im Landtag Nordrhein-Westfalen übergeben wurde. 

Die Marke zeigt das Motto: „Chai – Auf das Leben!“ 

Sie erinnert an ein Edikt aus dem Jahr 321, mit dem der römische Kaiser Konstantin den Kölner Ratsherren erlaubte, Juden in den Rat berufen zu dürfen. Das Edikt gilt als ältester Beleg jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschland.  

Zu der Feierstunde hatte der Präsident des Landtags, André Kuper, gemeinsam mit dem Verein „321–2021:1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ eingeladen. Wegen der Corona-Pandemie fand die Veranstaltung digital statt.   

Und so übergab die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen, Bettina Hagedorn, die Sonderbriefmarke in einer Videozuschaltung aus Berlin an den Landtagspräsidenten, den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, und an den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Dr. Felix Klein.

Präsident Kuper würdigte das Jubiläum so: 

André Kuper, Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen: 

1.700 Jahre jüdisches Leben auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland!

Wir präsentieren heute im Landtag von Nordrgein-Westfalen der Öffentlichkeit eine Sonderbriefmarke zum Jubiläum.

Damit wird in besonderer Weise deutlich: Jüdisches Leben gehört zu unserem Miteinander in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland und in Europa.

Die Geschichte des Judentums in Deutschland lässt sich niemals erzählen ohne das Erinnern an das größte Verbrechen in der Menschheitsgeschichte.

Der Holocaust, der deutsche Massenmord an sechs Millionen europäischen Juden, der ist und bleibt ein bestimmender Teil unserer Identität.

Dass wir nun 1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland feiern können, erfüllt uns Deutsche mit Demut und mit Dankbarkeit.

Das Jubiläum verpflichtet uns alle, Antisemitismus zu bekämpfen und alles dafür zu tun, dass jüdisches Leben in unserer Mitte möglich ist und möglich bleibt.

Das Jubiläumsjahr wird die vielen Facetten des heutigen, jüdischen Alltags aufzeigen.

Die Sonderbriefmarke benennt ein Wort, das uns allen verkündet – unabhängig von der Religion: „Chai“, Leben, Lebensfreude!

In diesem Sinne:

L'Chaim! 
Auf das Leben!

Danke.

Off-Stimme: 

Gestaltet wurde die Sonderbriefmarke vom Kölner Designer Detlef Behr. 

Detlef Behr, Gestalter der Sonderbriefmarke: 

Deshalb, aber auch, weil die jüdische Gemeinde als selbstverständlicher Teil dieser Gesellschaft nach vorne blickt, war es mir wichtig, mit dem ausgewählten Entwurf das jüdische Leben in den Vordergrund zu rücken. Und das ist im Grunde genommen die große Herausforderung, zu gucken wie man das Thema adäquat auf so ein kleines Format attraktiv bringt. 

Off-Stimme:

In einer Talkrunde erläuterten Vizepräsident Lehrer und der Beauftragte Dr. Klein die Bedeutung des Jubiläums. 

Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland: 

„Schauen sie, ich bin Kind von Überlebenden der Shoah. Ich kann und ich will die Ereignisse zwischen 1933 und 1945 nicht vergessen. Ich weiß, welche Gräueltaten Juden in den Jahrhunderten in dieser Region, in diesem Land angetan wurden. Aber dennoch gab es auch Zeiten, wo die Menschen verschiedener Konfessionen wunderbar einträchtig nebeneinander und miteinander gelebt haben. Und den Blick zurück auf diese Zeiten bis hin zu heutigen Tag – dass die Menschen die Möglichkeit erhalten können, erfahren sollen jüdisches Leben in seiner Pracht, in seiner Vielfalt kennenzulernen.

Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus

Es ist ein Wunder geradezu, dass nach der Shoa so ein florierendes jüdisches Leben möglich geworden ist. Und es ist unser aller Verpflichtung, das weiter zu schützen. Aber nicht nur Verpflichtung. Es soll ja auch Freude machen. Die Vielfalt jüdischen Lebens wird jetzt dargestellt durch dieses Jubiläumsjahr. Aber die Zahl der Straftaten, Sie habe es ja schon gesagt, zeigt, dass es eben doch eines besonderen Schutzes bedarf.

Off-Stimme:

In Interviews äußerten sich Jugendliche zur Bedeutung jüdischen Lebens im heutigen Deutschland.

Die 14-jährige Elina aus Düsseldorf sagte: 

Elina, Schülerin aus Düsseldorf:

Ich finde es an sich sehr, sehr wichtig, dass das Thema Judentum in Deutschland mehr beachtet wird. Und ich finde es gut, dass daran erinnert wird, dass jetzt schon 1700 Jahre Judentum in Deutschland vorhanden ist, wenn ich das so sagen kann. Viele wissen ja gar nichts davon. Ich finde es wichtig, dass man das erklärt und erzählt, dass jeder davon weiß oder so viele wie möglich. Also, mir liegt das Ganze sehr am Herzen. 

Off-Stimme: 

Und die 16-jährige Xueling aus Köln ergänzte: 

Xueling, Schülerin aus Köln: 

Tatsächlich glaube ich, dass uns das jüdische Leben im Alltag sehr oft begegnet oder dass wir das mitbekommen. Vor allem leider auch die negativen Aspekte, also den Antisemitismus. Aber mittlerweile merke ich auch sehr stark, dass solidarisch gegen Antisemitismus gekämpft wird und dass glücklicherweise immer mehr Menschen von der Geschichte erfahren. 

Off-Stimme: 

Zum Abschluss der digitalen Veranstaltung bedankte sich 
die Generalsekretärin des Vereins „321“, Sylvia Löhrmann, für die Sonderbriefmarke. 

Sie sagte:

Sylvia Löhrmann, Generalsekretärin des Vereins „321–2021:1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland:

Danke zum einen, dass es diese Briefmarke überhaupt gibt. Denn das ist ja nicht selbstverständlich. Herr Behr, ich weiß, sie schauen zu. Sie haben den Zielen und Wünschen, die wir verbunden haben als Verein mit der Weiterentwicklung der Erinnerungsarbeit, der Erinnerungskultur, dem Neuen, das wir versuchen wollen zu schaffen in diesem Jahr, dem haben sie Ausdruck gegeben mit dieser lebensfrohen, tollen Briefmarke.
 

Die Fraktionen im Landtag NRW