Parlamentsgespräch "Medien in der Demokratie"

21.06.2018 - „Zwischen Fake-News und Hate-Speech – Verantwortung der (sozialen) Medien in der Demokratie“ – so lautete der Titel des zweiten „Parlamentsgesprächs“, zu dem der Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen, André Kuper, eingeladen hatte. Es diskutierten die Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali, der Journalist und Autor Ulrich Wickert, der Chefredakteur der „Rheinischen Post“, Michael Bröcker, sowie Prof. Dr. Bernd Blöbaum vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster. Die Social-Media-Beauftragte der Polizei Münster, Katja Rengshausen, hielt ein Impulsreferat zum Thema „Umgang mit Fake-News und sozialen Medien im Umfeld der Amokfahrt von Münster“.

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Parlamentsgespräch „Medien und Demokratie“

„Zwischen Fake-News und Hate-Speech – Verantwortung der (sozialen) Medien in der Demokratie“

Katja Rengshausen (Social-Media-Beauftragte der Polizei Münster):

„Wir, die Polizei, haben nach den Ereignissen in München 2016 und Berlin 2017 und die Begleitung dieser Ereignisse in den sozialen Medien gelernt. Unsere Kommunikation ist im Grundsatz der Wahrhaftigkeit verpflichtet. Was für unsere Orientierung bedeutet: Wahrhaftigkeit steht vor Schnelligkeit. Weil wir sind die Polizei: Wir liefern Fakten und wir werden und wollen uns nicht an Spekulationen beteiligen. Doch Fakten brauchen Zeit.“

Off-Stimme:

„Medien und Demokratie“ – Dieses aktuelle Thema stand im Mittelpunkt des zweiten Parlamentsgesprächs, zu dem der Präsident des Landtags, André Kuper, eingeladen hatte.

André Kuper:

„Nicht, dass die Pressefreiheit bei uns bedroht wäre; doch Wachsamkeit ist geboten, weil die Meinungsfreiheit jenen Sauerstoff liefert, den eine Demokratie zum Atmen braucht. Das gilt umso mehr, als dass das Meinungsklima, vor allem online, rauer geworden ist und die Verunglimpfung der Medien als Lügenpresse inzwischen zum Standardrepertoire von Diskussionen gehört. Damit einher geht die Schwemme von Fake-News, gezielten Falschmeldungen und Lügen. Diese verbreiten sich im Internet und in den sozialen Medien rasend schnell. Desinformation und Verunsicherung der Gesellschaft werden durch teilweise absurde Verschwörungstheorien zur Erosion des Vertrauens in die Institutionen genutzt. Die Flut erfundener Nachrichten zeigt, wie wichtig guter, an Fakten orientierter Journalismus ist.“

 

Michael Bröcker (Chefredakteur der Rheinischen Post):

„Es geht um Glaubwürdigkeit, es geht um Faktentreue, es geht um Einordnung, um sachliche Richtigkeit. Ich glaube, es geht darum akkurat zu recherchieren und nur das aufzuschreiben, was man nach maximalem Ermessen der Recherche als wahr beschreiben kann. Das sind die handwerklichen Kriterien, die der Journalismus mal gelernt hat und die gelten heute mehr denn je.“

Dunja Hayali (Journalistin und Fernsehmoderatorin):

„Das Tolle am Internet ist natürlich der barrierefreie Zugang. Jeder kann jetzt zu jeder Zeit und wenn er im letzten Erdloch, auf irgendeinem Kontinent sitzt, Informationen abrufen. Das heißt nur nicht, dass diese Informationen immer alle wahr sind. Sie sind ungefiltert, sie sind nicht eingeordnet, sie sind nicht geprüft. Und jetzt, das muss man leider auch sagen, gibt es auch in Deutschland den ein oder anderen Journalisten oder die ein oder andere Zeitung, die, sagen wir mal, mit Spekulationen auch ganz vorne gleich mit dabei ist. Und das muss man als Leser oder Zuschauer eben wissen. Wenn ich mir die Bild-Zeitung angucke, kriege ich eventuell nach einem Amoklauf eine etwas andere Schlagzeile, als wenn ich die FAZ lese.“

Prof. Dr. Bernd Blöbaum (Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster):

„Es gibt Untersuchungen, wie sich das Vertrauen in Medien entwickelt hat, sagen wir mal im Abstand von 8 Jahren oder 10 Jahren. Gleiche Fragestellung und so weiter. Und das Vertrauen ist gar nicht weniger geworden, aber was sich geändert hat, ist die Polarisierung. Es gibt viel mehr Leute, die sagen: ‚Wir vertrauen den Medien überhaupt nicht.‘ Und es gibt viel mehr Leute, die sagen: ‚Wir vertrauen den Medien voll und ganz.‘ Die Mitte schrumpft und das ist etwas, das wir in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen auch sehen. Es geht immer nur um Pro und Kontra, es geht immer nur ums Ganze und so weiter, diese Polarisierung, die wir auch im politischen Feld jetzt sehen.“

Anne Gesthuysen (Moderatorin):

Hate-Speech – Wie gehst du damit um?

Dunja Hayali:

„Das ist ganz unterschiedlich und auch ein bisschen tagesformabhängig. Naja, das ist natürlich so, wenn man sich vorher schon wund diskutiert hat und dann kommt der Zwanzigste, der einem irgendwie androht, dass man gleich um die Ecke gebracht wird.“

Anne Gesthuysen:

„Das ist das Ausmaß? Bis hin zu Morddrohung?“

Dunja Hayali:

„Ja, das gibt’s. Vergewaltigungs- und Morddrohungen – es gibt alles.“

Ulrich Wickert (Journalist und Autor):

„Die Schwierigkeit ist, das über „Social-Media“ oder grundsätzlich über das Internet, eben sehr viele vernünftige Informationen transportiert werden, aber genauso viel auch falsche Informationen. Und da liegt für mich ein ganz grundsätzliches Problem. Und das können wir nur dadurch lösen, indem wir sagen: Wir müssen alle, besonders die jungen Leute, dazu erziehen, kritisch mit den Inhalten der sozialen Medien umzugehen.“

Die Fraktionen im Landtag NRW