Jugend-Landtag NRW: Abgeordnete für drei Tage

23.06.2016 - Viele Meinungen, lange Debatten, kurze Nächte: Zum achten Mal haben Jugendliche aus dem ganzen Land im NRW-Parlament Politik gemacht. Haut nah, quasi zum Anfassen – auf den Sitzen, wo sonst die 237 gewählten Abgeordneten Gesetze erarbeiten. Eine spannende Erfahrung.

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Jugend-Landtag NRW: Abgeordnete für drei Tage

Viele Meinungen, lange Debatten, kurze Nächte: Zum achten Mal haben Jugendliche aus dem ganzen Land im NRW-Parlament Politik gemacht. Hautnah, quasi zum Anfassen – auf den Sitzen, wo sonst die 237 gewählten Abgeordneten Gesetze beschließen. Eine spannende Erfahrung:

Madina Dadshani, Fraktionsvorsitzende GRÜNE:

„Ich persönlich habe das Gefühl, endlich ernst genommen zu werden, und deshalb empfinde ich es als sehr, sehr schön.“

Burak Altunalev, Fraktionsvorsitzender FDP:

„Dass wir als Jugendliche mal die Chance bekommen, mal so ein wenig einen Fuß in diese Politik zu bekommen. Mal zu sehen, was machen die Leute eigentlich, die über unser Leben letztendlich mitbestimmen, hier genau.“

Janann Safi, Fraktionsvorsitzender SPD:

„Normalerweise sitzt man, wenn man debattiert, vielleicht mal in der Klasse im Stuhlkreis, im Plenarsaal ist das schon eine andere Hausnummer. Vor allem die Steckdosen gefallen mir an den Plätzen sehr gut.“

Und auch sonst fühlt sich hier vieles an, wie im echten Parlamentsbetrieb. Ob Fraktionssitzung, Ausschusstermin oder Ältestenrat: Die Kalender der Jugendlichen sind gut gefüllt – bis in die Abendstunden.

Jugend-Landtagspräsident Martin Wendiggensen:

„Wie viel Schlaf ich habe? Wenig. Nein. Es ist bei politischen Jugendaktivitäten, Partizipationsaktivitäten ja fast schon eine Tradition, dass man etwas weniger Schlaf kriegt, als man vielleicht optimalerweise am liebsten kriegen würde. Aber ich habe genug Schlaf. “

Während der Jugend-Landtagspräsident vor die Presse tritt, lassen sich seine Kollegen von externen Fachleute zu politischen Sachverhalten beraten. In diesem Jahr zwei Schulthemen: die Forderung nach verpflichtenden Politikprojekten und einem gesellschaftswissenschaftlichen Abitur. 

Daran entzünden sich in den Fraktionen und Ausschüssen hitzige Diskussionen gefolgt von spannenden Abstimmungen. Und am Ende mündet dann alles in einen Schlagabtausch im Plenarsaal. Damit die Sitzung möglichst reibungslos läuft, gibt es vorab noch ein bisschen Nachhilfe von der echten Landtagspräsidentin:

Landtagspräsidentin Carina Gödecke:

„Hier haben wir ja auch Änderungsanträge dabei, das habt Ihr ja gesehen. Die werden der Reihenfolge nach nach der Stärke der Fraktion abgestimmt. Und Ihr braucht Euch ja nur darum zu kümmern, ob die eine Mehrheit bekommen oder nicht. Und ganz zum Schluss eine Schlussabstimmung. Und wie der Antrag aussieht, das machen wir dann hinterher am Montag.“

Und dann kann es endlich losgehen. TOP 1 der von den Jugendlichen aufgestellten Tagesordnung: eine Aktuelle Stunde zum „Wahlrecht ab 16“. Die CDU-Fraktion ist dagegen, die anderen Jugend-Landtagsfraktionen sind dafür:      

Carina Prizka, GRÜNEN-Fraktion:

„Oft wird zwar argumentiert, dass es nicht sinnvoll sei, Minderjährigen eine Stimme zu geben, weil sich viele von Ihnen nicht für Politik interessieren würden. Allerdings ist es leider so, dass dies auch bei vielen Menschen über 18 überhaupt nicht der Fall ist.“

Janann Safi, SPD-Fraktion:

„Wir machen mit 17, teilweise 16 unser Abitur, mit 17 wählen wir unseren Studienplatz, gehen studieren. Wir können auch nach der zehnten Klasse arbeiten und zahlen Steuern. Wir übernehmen im Alltag unheimlich viel Verantwortung für uns selbst und es wird uns verwehrt, insgesamt ein politisches Meinungsbild bzw. eine politische Meinung zu bilden und abstimmen zu können. Das ist für mich überhaupt nicht verständlich.“

Paul Brinkmann, CDU-Fraktion:

„Jeder weiß, was für einen geistigen Fortschritt man vom 16. auf das 18. Lebensjahr macht. Oder wird sich irgendjemand hier im Saal mit seinem 16-jährigen Alter Ego vergleichen.“

Lucio Dröttboom, FDP-Fraktion:

„Ein weiterer Punkt für die Absenkung des Wahlalters ist, dass das Mindestalter beim Jugend-Landtag bei 16 liegt. Und wenn man sich hier engagiert, politisch. Hier mitmacht und sich dann auch begeistert dafür. Man ist in dem Politik-Fieber drin. Und dann muss man verstellen – ernüchternd –, dass man erst in zwei Jahren wählen gehen darf.“

Dominik Hoppe, PIRATEN-Fraktion:

„Deshalb fordern wird, den Landtag mit Vollendung des 16. Lebensjahres zu wählen.“

Neben dem Auftritt im Plenum gehört natürlich auch ein Parlamentarischer Abend zu einem richtigen Landtags-Wochenende dazu. Mit dabei der ein oder andere echte Abgeordnete mit Tipps und Erfahrungen aus dem politischen Alltagsgeschäft. Zeit fürs Netzwerken, Fotos die in einigen Jahren vielleicht an den Beginn einer politischen Karriere erinnern. Einige ehemalige Teilnehmer des Jugend-Landtags sind bereits als Kandidaten bei Wahlen angetreten. Viele machen heute Politik vor Ort. Denn auch das ist eine zentrale Botschaft des Jugend-Landtags:  

Leon Brink, Fraktionsvorsitzender CDU:

„Wenn man nicht diese junge Generation nicht hat, die sich für Politik interessiert, die sich in der Politik engagiert, dann hat man später eben keine Leute mehr, die unsere junge Generation repräsentieren.“

Kai Boxberg, Fraktionsvorsitzender PIRATEN:

„Wenn die Großen Mist bauen, ist es meine Generation, die es ertragen muss, und die Generation meiner Kinder und deren Kinder. Gerade deshalb ist es auch wichtig, dass die Jugendlichen frühzeitig beteiligt werden.“

Madina Dadshani, Fraktionsvorsitzender GRÜNE:

„Ich komme aus zwei verschiedenen Kulturen und Sachen wie ein selbstbestimmtes Leben führen, das ist für mich nicht selbstverständlich. Und selbst in Deutschland muss ich mir viele Freiheiten erkämpfen. Und durch diese demokratischen und politischen Strukturen, fiel es mir einfacher, als Frau eine Stimme zu haben. Und deshalb finde ich es wichtig, dass Jugendliche auch erkennen diese Chance, dass die die Möglichkeit haben, ihre Stimme zu erheben und auch anderen Menschen eine Stimme zu geben.“

 

Impressum:
Herausgeberin
Die Präsidentin des Landtags
Carina Gödecke
Platz des Landtags 1
40221 Düsseldorf

Redaktion / Produktion
Daniela Braun

Inhaltlich verantwortlich (§ 55 Abs. 2 des Staatsvertrages für Rundfunk und Telemedien)
Wibke Busch

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