20.10.2022
- Das Leben und Wirken von Dr. Jacob Teitel stand im Mittelpunkt einer Ausstellung im Landtag Nordrhein-Westfalen. Der 1850 in der heutigen Ukraine geborene Jurist hatte sich in den 1920-Jahren unermüdlich für verfolgte Jüdinnen und Juden eingesetzt, die u. a. aus Russland, Polen und Galizien nach Deutschland flohen. Der Präsident des Landtags, André Kuper, eröffnete die Ausstellung.
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„Helfen bedeutet leben – Ausstellung über Jacob Teitel“
Off-Stimme:
Das Leben und Wirken von Dr. Jacob Teitel stand im Mittelpunkt einer Ausstellung im Landtag Nordrhein-Westfalen.
Der 1850 in der heutigen Ukraine geborene Jurist hatte sich in den 1920-Jahren unermüdlich für verfolgte Jüdinnen und Juden eingesetzt, die u. a. aus Russland, Polen und Galizien nach Deutschland flohen.
1920 gründete er in Berlin den „Verband russischer Juden“, der jüdischen Geflüchteten half, Arbeit zu finden oder ihnen ärztliche, rechtliche und soziale Unterstützung gab.
Jacob Teitel war selbst wegen der Verfolgung von Jüdinnen und Juden in seiner Heimat nach Deutschland ausgewandert. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ging Teitel nach Frankreich und starb sechs Jahre später im südfranzösischen Nizza.
Der „Verband russischer Juden“ wurde zwar 1935 unter dem Druck des Nazi-Regimes aufgelöst. Er war jedoch noch bis 1939 illegal in Berlin tätig.
Nachfolgeorganisationen von Teitels Hilfskomitee in Frankreich und in den USA leisteten Hilfe in der Holocaust- und in der Nachkriegszeit.
Der Präsident des Landtags, André Kuper, eröffnete die Ausstellung und schlug eine Brücke zur aktuellen Situation angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.
André Kuper, Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen:
Etwa 90 Prozent der Gemeindemitglieder in den jüdischen Gemeinden in Deutschland haben heute eine Einwanderungsgeschichte. Die jüdischen Gemeinden haben sich an Jacob Teitel erinnert. Sie haben die Zugewanderten unterstützt. Und sie tun es bis heute. Eine Integrationsarbeit, die aus meiner Sicht vorbildlich ist. Eine Integrationsleistung, die vorbildlich ist.
Und ich habe es eingangs bereits kurz erwähnt. Heute, wiederum 30 Jahre später, sind erneut andere Flüchtlinge, diesmal aus der Ukraine, auf unsere Unterstützung angewiesen. Und sie klopfen auch an die Tore der Synagogengemeinden hier in unserem Land. Ein nie endender Kreislauf von Vertreibung und Heimatsuche, von Not und Hilfsbereitschaft? Nicht nur in den jüdischen Gemeinden, nein, in unserem ganzen Land und auf der ganzen Welt und schon seit alters und wohl noch auf lange Zukunft hin.
Off-Stimme:
Der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Dr. Oded Horowitz, betonte:
Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf:
Ich freue mich besonders, das die Ausstellung hier im Landtag Platz gefunden hat. Das ist der geeignete und richtige Raum, um dies zu zeigen. Hierin kommen auch viele Schulklassen und Menschen, die die Möglichkeit haben, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Und zu sehen, dass viele Dinge eine Vorgeschichte haben. Und leider erleben wir immer wieder, dass Dinge in der Welt passieren, die schon einmal passiert sind. Und wir müssen daraus lernen und uns weiterentwickeln. Und ich hoffe, dass diese Ausstellung dies ermöglicht.