23.06.2024

Bewegende Begegnungen in Prag

Die Vereinigung der ehemaligen Mitglieder des Landtags Nordrhein-Westfalen reiste unter Vorsitz von Staatsminister a.D. Peter Biesenbach vom 23. bis 28. Juni 2024 in die Hauptstadt der Tschechischen Republik.

Im Abgeordnetenhaus der Tschechischen Republik tauschte sich die Reisegruppe mit der Parlamentsvizepräsidentin Olga Richterova zu aktuellen Demokratie-Themen aus.

"Wie der Mut zur Freiheit die Weltgeschichte veränderte." - Unter diesem Titel stand die Informationsreise der ehemaligen Mitglieder des Landtags Nordrhein-Westfalen nach Prag. Anlass dazu bot das 35. Jubiläum der historischen Ereignisse in der Deutschen Botschaft 1989, im Vorfeld des Berliner Mauerfalls. Damals waren tausende Bürgerinnen und Bürger der DDR auf das Prager Botschaftsgelände geflohen, weil sie sich die Ausreisemöglichkeit nach Westen und in die Bundesrepublik erhofften. Unvergessen ist die berühmte Balkonrede des deutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher am 30. September 1989: „Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise …“ Der Rest des Satzes ging im lautstarken Jubel der Menschen unter. Die Reisegruppe aus Nordrhein-Westfalen hatte nun die Gelegenheit, selbst auf dem Prager Botschaftsbalkon zu stehen und die Ereignisse von damals Revue passieren zu lassen.

Das Programm der Informationsreise unter Federführung des Heinz Kühn Bildungswerkes thematisierte weitere prägende Momente der tschechischen, der deutschen und der gesamteuropäischen Geschichte. Eine zutiefest bewegende Begegnung gab es mit der Holocaust-Überlebenden und Zeitzeugin Michaela Vidláková. Die 88-Jährige berichtete vom Schicksal ihrer Familie und ihrer jüdischen Freunde während der NS-Diktatur und ihrer persönlichen Geschichte im Ghetto Theriesenstadt. Mit ihren Schilderungen rührte sie ihre Zuhörinnen und Zuhörer zu Tränen.

 

Ebenso bewegend geriet der anschließende Besuch der ehemaligen Abgeordneten in der Gedenkstätte Lidice nahe Prag. Das ehemalige Dorf wurde 1942 durchs die SS vollständig zerstört. Alle männlichen Bewohner wurden damals hingerichtet, Frauen deportiert, 82 Kinder in den Folgetagen vergast. Am Gedenkort für die ermordeten Kinder legte die Vereinigung der Ehemaligen einen Kranz nieder.

Der Vorsitzende der Vereinigung, Peter Biesenbach, schrieb in das Gedenkbuch: "Wir gedenken der Opfer des nationalsozialistischen Terrors hier in Lidice, in Osteuropa und der Welt. Die Geschichte sei uns und allen folgenden Generationen Mahnung und Warnung! Lassen wir nie wieder zu, dass Menschenfeindlichkeit und Antisemitismus, Populismus, Hass und Hetze unser friedliches Miteinander auf diesem Kontinent zerstören!"

Auch mit aktuellen Demokratie-Themen und der politischen Lage in der Tschechischen Republik befasste sich die Reisegruppe während ihres Aufenthaltes. Dazu gab es Gespräche mit der Geschäftsführerin des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, Petra Ernstberger, sowie mit Vertretern der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Friedrich-Naumann-Stiftung. Zudem besuchten die ehemaligen Abgeordneten das Parlament der Tschechischen Republik und tauschten sich dort mit der Parlamentsvizepräsidentin und Vorsitzenden der Tschechisch-Deutschen Parlamentariergruppe, Olga Richterova, aus.

Stadtführungen boten zudem die Möglichkeit, mehr über die Geschichte des Jüdischen Viertels, über das Leben und Wirken von Franz Kafka in Prag und über die zahlreichen historischen Orte in der Prager Altstadt zu erfahren. Somit kehrte die 50-köpfige Gruppe mit zahlreichen bleibenden Eindrücken nach Nordrhein-Westfalen zurück, die auch zukünftige Aktivitäten der Vereinigung prägen werden.

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