04.11.2024
- Im September 1964 kam der millionste Arbeiter aus einem Anwerbeland in der Bundesrepublik an. 60 Jahre später würdigten der Landtag und das nordrhein-westfälische Integrationsministerium in einer gemeinsamen Feierstunde die Lebensleistung der ersten Anwerbegeneration.
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Feierstunde zur Würdigung der ersten Anwerbegeneration in Nordrhein-Westfalen
Off-Stimme:
Im September 1964 kam der millionste Arbeiter aus einem Anwerbeland in der Bundesrepublik an.
Der Portugiese Armando Rodrigues de Sá wurde feierlich am Bahnhof Köln-Deutz begrüßt und erhielt als Geschenk ein Moped.
60 Jahre später würdigten der Landtag und das nordrhein-westfälische Integrationsministerium in einer gemeinsamen Feierstunde die Lebensleistung der ersten Anwerbegeneration.
Sie trug zum westdeutschen Wirtschaftswunder bei. Und sie bereicherte das Land, seine Kultur und seine Gesellschaft.
Während der Feierstunde wurde auch eine Ausstellung eröffnet, die die Lebens- und Integrationsgeschichten von Arbeitsmigrantinnen und -migranten zeigt.
In Interviewrunden kamen Vertreterinnen und Vertreter der ersten und zweiten Migrationsgeneration zu Wort. Sie berichteten von Chancen in ihrer neuen Heimat, aber auch von Herausforderungen und Diskriminierung.
Der erste Vizepräsident des Landtags, Rainer Schmeltzer, begrüßte die Gäste. Er würdigte die Lebensleistung der ersten Anwerbegeneration:
Rainer Schmeltzer, 1. Vizepräsident des Landtags:
Dieser Nachmittag soll vor allem im Zeichen der Würdigung und Ankerkennung stehen. Die Frauen und Männer, die dem Ruf der Anwerbeabkommen folgten, haben noch sehr viel mehr erbracht als eine Arbeitsleistung. Sie haben diese, unsere Gesellschaft auf Dauer bereichert: vor allem auch kulturell und menschlich! Das gilt es auch mit Blick auf die heutigen Migrations- und Integrationsdebatten immer und immer wieder zu unterstreichen.
Off-Stimme:
Integrationsministerin Josefine Paul hob die Leistungen der ersten Anwerbegeneration hervor:
Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen:
Ohne sie wären wir nicht die Gesellschaft, die wir sind. Sie trugen maßgeblich dazu bei, dass der Wohlstand in unserem Land wuchs. Auch und gerade, und ich finde, das darf man nie vergessen, nach den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs und nach der Unmenschlichkeit der Nazi-Barbarei, die eben auch untrennbar mit unserer Geschichte verbunden sind. Aber wir sind heute ein vielfältiges Land. Und sie haben einen Beitrag dazu geleistet, dass eine klare Erfolgsgeschichte dasteht. Und eben nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem gesellschaftlich und für unsere Demokratie. Die Lebensleistungen der Eingewanderten der ersten Stunde aus allen Anwerbeländern verdienen Anerkennung und den Respekt unserer gesamten Gesellschaft.
Off-Stimme:
Für eines der Herkunftsländer sprach der Generalkonsul des Königreichs Spanien, Juan-Bautista Sunyé Mendía.
Juan-Bautista Sunyé Mendía, Generalkonsul des Königreichs Spanien:
Das Jubiläum des millionsten Gastarbeiters ist ein guter, ein überfälliger Anlass, die ganze Vielfalt und den Beitrag der Zuwanderinnen und Zuwanderer der ersten und der folgenden Generationen in den Blick zu nehmen. Fast 70 Jahre Anwerbeabkommen heißt auch, fast 70 Jahre Integrationsgeschichte. Die sogenannten Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter und ihre Nachkommen sind ein untrennbarer Teil der deutschen Realität. Ohne sie kann man weder die Vergangenheit der Bundesrepublik Deutschland noch das neue Deutschland des 21. Jahrhunderts verstehen.